|
Junges Ensemble probt Musical
Von Manuel Böhnke
Obwohl um ihn herum reges Treiben herrscht, ist Ali alleine. Niemand scheint ihn zu sehen oder zu hören. Sein Flehen nach Beachtung wird mit Remplern quittiert. Doch dann kommt Lisa, nimmt seine Hand und baut ihn auf. So beginnt nicht nur die komplizierte Liebesgeschichte zwischen Lisa, gespielt von Julia Senkel, und Ali (Gavar Ali) sondern auch das neue Musical des Ensembles "We perform!".
"Seite an Seite" thematisiert das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft. Mit dem Stück startet das Gemeinschaftsprojekt Solinger und zugewanderter Jugendlicher in die zweite Runde. Während der umjubelte erste Teil "Ich brauch' nicht viel" die Flucht zum Thema hatte, sind die Protagonisten inzwischen in Deutschland angekommen. Das löst jedoch nicht alle Probleme: Wie kann das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Traditionen funktionieren?
Auf der Bühne wird man bei der Vorpremiere am 15. November einige bekannte Gesichter sehen. Ein großer Teil der 25 Protagonisten stand bereits beim ersten Stück im Scheinwerferlicht. Wie ihre Rollen haben auch sie sich gewandelt, erzählt Projektleiterin Gloria Göllmann: "Inzwischen sprechen die meisten sehr gut Deutsch. Bei jeder Probe lernen die Geflüchteten neue Worte und richtige Aussprache." Was nach einem großen Vorteil klingt, birgt Tücken. Ging es im ersten Teil nur untergeordnet um sprachliche Feinheiten, rücken Themen wie das richtige Timing oder Wortwitz nun in den Vordergrund.
Schauspieler erarbeiten Geschichte, Musik und Gesang
An der Geschichte hätten die jungen Schauspieler im Alter von 17 bis 26 Jahren tatkräftig mitgewirkt, erklärt Pressebeauftragte Inge Heyen, "Die Erfahrungen der Teilnehmer sind mit eingeflossen." So gibt es eine Szene, die die Schwierigkeiten bei der Aufenthaltsverlängerung im Amt zeigt. Exemplarisch für die Aussage der Geschichte steht eine Szene, in der die Essgewohnheiten zweier Familien gegenübergestellt werden: Zwar beten und essen Zuwanderer anders als deutsche Familien - im Grunde unterscheiden sich jedoch nur die Gesten. Passend singen die Schauspieler: "Wir alle gehen den gleichen Weg."
Auch bei der musikalischen Gestaltung des Musicals, deren Leitung Frank Göllmann übernimmt, hatten die Jugendlichen ihre Finger im Spiel. "Alle Stücke sind selbst geschrieben und fast alle selbst komponiert", sagt Gloria Göllmann. Die fünfköpfige Band spielt einige rockige Lieder - an manchen Stellen rappen die Protagonisten. Für die Choreographien ist Regisseur Hüsnü Turan zuständig. Er achtet darauf, dass sich alle Schauspieler auf der Bühne richtig zum Takt bewegen. Hemmungen vor Publikum zu tanzen und zu singen, hat Gavar Ali, einer der Hauptdarsteller, dabei nicht: "Mir fällt das leicht." Mit 17 Jahren ist er das jüngste Mitglied des Ensembles. Ende 2015 floh er aus Syrien nach Solingen. Heute besucht er die zehnte Klasse des Gymnasiums Vogelsang und wirkte bereits im ersten Teil mit.
AUFFÜHRUNGEN
VORPREMIERE Das erste Mal wird "Seite an Seite" am 15. November um 19 Uhr (nicht wie gestern irrtümlich gemeldet um 15 Uhr) bei der Vorpremiere in der Cobra präsentiert. Karten gibt es für acht Euro beim ST. PREMIERE Im Theater- und Konzerthaus findet am 10. Januar um 19.30 Uhr die große Premiere statt.
Die 19-jährige Lenja Königs schätzt an der Arbeit in der bunt zusammengewürfelten Gruppe vor allem die spannenden Einblicke in fremde Kulturen und Mentalitäten: "Man erkennt, dass die Unterschiede eigentlich nur marginal sind." Das macht Hoffnung darauf, dass die Liebesgeschichte zwischen Lisa und Ali trotz unterschiedlicher Herkunft gut ausgeht.
|